Grossprojekte
Nur wenige Schritte vom berühmten Highline Park entfernt und direkt am Ufer des Hudson River gelegen, ist das von der Bjarke Ingels Group (BIG) entworfene Projekt One High Line die neueste Ergänzung im trendigen Viertel von Chelsea. Es handelt sich um das erste High-End-Projekt mit gemischter Nutzung in New York City, das von Enea Landscape Architecture in Zusammenarbeit mit der Bjarke Ingels Group entworfen wurde. One High Line umfasst 236 Wohnungen in den beiden 36- und 26-stöckigen Türmen sowie das bereits zweite Faena Hotel, zusätzlich zu Büros und Einzelhandelsflächen. Enea Landscape Architecture wurde mit der Gestaltung der Aussenterrassen beauftragt, darunter der öffentliche Ankunftshof, die Terrassen des Faena-Clubs sowie die exklusiven Terrassen der Hotelsuiten und weitere private Terrassen, die das Beste an Design für dieses bedeutende Projekt zusammenbringen.
Unser Ansatz der Landschaftsgestaltung ist sehr auf die heutige Realität der Welt ausgerichtet. Es ist unsere Aufgabe, innovative Konzepte und Lösungen zur Klimaanpassung zu entwickeln. Dafür wurde eine detaillierte Analyse des Standorts vorgenommen, die auch Sonne, Klima und Wind einschloss. Anhand dieser Informationen konnte Enea die geeigneten Pflanzenarten auswählen, die sich an der lokalen Flora von New York orientieren. Die Sonneneinstrahlung wurde sorgfältig analysiert, um das Potenzial zur Eindämmung des Hitzeinsel-Effekts zu verstehen, der in den heutigen Grossstädten ein weit verbreitetes Phänomen ist. Der Hitzeinsel-Effekt ist dadurch gekennzeichnet, dass Beton tagsüber die Wärme aufnimmt und nachts wieder abgibt. Ein weiterer Aspekt der Analyse von Enea war die Lärmemission, die von den umliegenden Gebieten ausgeht. Das gesamte Projekt wurde im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der Stadt New York konzipiert, die vorschreiben, dass alle neuen Gebäude mit Sonnenkollektoren, begrünten Dächern oder einer Kombination aus beidem ausgestattet sein müssen. Die Vorteile begrünter Dächer liegen in der kühlenden Wirkung im Sommer und der damit verbundenen Einsparung von Energiekosten für Klimaanlagen sowie in der Wiederherstellung der natürlichen Regenwassersammlung in bepflanzten Bereichen, wodurch der Wasserabfluss in die Abwasserkanäle der Stadt verringert wird. Um die biologische Vielfalt zu fördern, wurde eine Kombination aus einheimischen Pflanzenarten ausgewählt, die Lebensräume für Bestäuber schaffen und Bienen, Schmetterlingen und Vögeln in dieser hochgradig urbanen Metropole Nahrung und Unterschlupf bieten.
Zwischen den sich verdrehenden Türmen befindet sich der Innenhof mit den Eingängen zu den jeweiligen Lobbys. Enea schuf visuelles Interesse, indem er den Blick vom Innenhof nach oben lenkt. Aufgrund des Schattenwurfs der beiden Türme wurden sorgfältig Pflanzen ausgewählt, die unter diesen Bedingungen gedeihen können. Organisch geformte bronzene Pflanzgefässe umschliessen ausgewachsene, immergrüne Eiben (Taxus baccata), um deren Wurzelballen zu beherbergen. Diese erhöhten Pflanzgefässe dienen auch als Sitzgelegenheit für Fussgänger. Ein Wasserspiel bringt zusätzliche Ruhe in den Innenhof. Um das ganze Jahr über einen üppigen und grünen Eindruck zu vermitteln, besteht die Auswahl der Unterbepflanzung aus einer Mischung aus blühenden und immergrünen Arten, darunter Rispenhortensien (Hydrangea paniculata ‚Limelight‘), Waldmeister (Galium odoratum), japanische Ysander (Pachysandra terminalis) und immergrüne Eibenwellen (Taxus baccata). Das Enea-Kopfsteinpflaster der Fussgänger- und Autozufahrten und die Bronze der Pflanzgefässe fügen sich harmonisch in die Architektur ein. Jeder Eingang wird von Töpfen mit weissen Rhododendrenbäumen (Rhododendron spp.) flankiert, die im Frühjahr blühen und die Ankunft des Sommers erahnen lassen.
Die Terrasse auf Ebene 6 bietet eine Birkensammlung und eine maximale Grünfläche mit lauschigen Plätzchen innerhalb der Bepflanzung. Dank des beweglichen Mobiliars und der Feuerstellen-Tische ist der Raum flexibel nutzbar. Für Privatsphäre sorgen Bäume in erhöhten Pflanzgefässen, darunter die Himalaya-Birke (Betula utilis) sowie die einheimische Graubirke (Betulus populifolia) und die hängende Felsenbirne (Amelanchier laevis). Für die Unterbepflanzung wurde Tautropfengras (Sporobolus heterolepis) und Magnus-Sonnenhut (Echinacea purpurea ‚Magnus‘) verwendet, um einen Sommerwiesencharakter zu erzielen. Die Pergola spendet Schatten für den Essbereich, während Kletterpflanzen wie die amethystfarbene amerikanische Glyzinie (Wisteria frutescens) und die Dreiblättrige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidate) an der Fassade des Restaurants entlang klettern und den grünen Gesamteindruck dieses Raums verstärken. Die Dächer des Aussenrestaurants und der Treppe wurden in begrünte Dächer umgewandelt, wobei der Schwerpunkt auf der biologischen Vielfalt liegt. Eine Mischung aromatischer, einheimischer und regionaler Pflanzen wie Lavendel (Lavandula angustifolia), Wiesensalbei ‚Pink Delight‘ (Salvia pratensis ‚Pink Delight‘), Blauraute (Perovskia atriplicifolia) und Echter Thymian (Thymus vulgaris) verleihen einen zarten Duft, während einheimische Arten wie die Fetthenne ‚Mini Joy‘, (Sedum spectabile ‚Mini Joy‘), das Kleine Präriegras (Schizachyrium scoparium) und die Pennsylvania-Segge (Carex pensylvanica) Lebensraum für Bestäuber bieten.
Die Landschaftsgestaltung des Projekts One High Line zeigt, wie unzureichend genutzte Aussenflächen wie Terrassen das Potenzial haben, zur biologischen Vielfalt beizutragen und die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern, während sie gleichzeitig lebenswerte Räume zum Geniessen schaffen.